Klimapolitik und nachhaltige Visionen für Pforzheim – Jetzt Zukunft gestalten

In Zeiten sich beschleunigender Klimakrisen, zunehmender Ressourcenverknappung und wachsender urbaner Herausforderungen ist eine resiliente, wissenschaftlich fundierte Klimapolitik keine Option mehr – sie ist ein Imperativ. Städte wie Pforzheim stehen im Zentrum dieses Wandels. Hier entscheidet sich, ob gesellschaftlicher Fortschritt mit ökologischer Verantwortung vereint werden kann.
Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger in Pforzheim setzen sich bereits aktiv für den Klimaschutz ein. Ihre Anliegen sind vielschichtig: Die Reduktion von CO2-Emissionen, der Ausbau erneuerbarer Energien, intelligente Mobilitätslösungen wie Radschnellwege und ein zukunftsfähiger ÖPNV, eine konsequente Kreislaufwirtschaft und der Erhalt sowie die Wiederaufforstung urbaner Grünflächen. Diese Themen sind keine Nischendiskussionen mehr – sie sind Ausdruck eines tiefen gesellschaftlichen Bewusstseinswandels, der politisch und planerisch aufgegriffen werden muss.
Die Stadt als Klimalabor – Kommunale Handlungsspielräume nutzen
Klimapolitik beginnt dort, wo Menschen leben, arbeiten und sich begegnen: im urbanen Raum. Kommunen wie Pforzheim verfügen über eine Vielzahl an Stellschrauben, um nachhaltige Transformation konkret und spürbar umzusetzen. Eine zentrale Maßnahme ist die systematische Begrünung von Verkehrs- und Stadträumen.
Begrünte Verkehrsflächen und vertikale Gärten sind mehr als ästhetische Aufwertungen. Sie sind multifunktionale Instrumente zur Klimaanpassung. Begrünte Fassaden senken die Umgebungstemperatur, reduzieren die Feinstaubbelastung, speichern CO2, dämpfen den Straßenlärm und verbessern das psychische Wohlbefinden der Stadtbevölkerung. Studien der Umweltpsychologie belegen, dass naturnahe Stadtgestaltung nachweislich stressmindernd wirkt und das subjektive Sicherheitsempfinden stärkt – ein unschätzbarer Beitrag zur urbanen Lebensqualität.
Zudem leisten vertikale Begrünungen einen Beitrag zur Biodiversität: Sie schaffen Lebensräume für Insekten, Vögel und Mikroorganismen, die sonst in der Stadt kaum Überlebensräume finden. Gerade in Zeiten ökologischer Disruption ist jede Maßnahme zur Stärkung der Artenvielfalt ein aktiver Beitrag zur Sicherung unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
Nachhaltige Mobilität als Rückgrat klimapolitischer Verantwortung
Ein weiteres zentrales Element kommunaler Klimapolitik ist die Förderung emissionsfreier Mobilität. Der Ausbau eines engmaschigen, intelligent gesteuerten Radwegenetzes („Radschnellwege“) sowie eines zuverlässigen, vollelektrischen öffentlichen Nahverkehrs (E-Busse, autonome ART-Shuttles, On-Demand-Modelle) ist dabei ebenso essenziell wie die Integration digitaler Infrastrukturen – etwa durch App-gesteuerte multimodale Mobilitätsangebote.
Durch die Entsiegelung und Renaturierung nicht mehr zeitgemäßer Verkehrsflächen entstehen neue Mobilitätsräume für Radfahrer, Fußgänger und E-Mobilitätsformen. Gleichzeitig wird Raum geschaffen für urbane Grünachsen, Naherholungsräume und klimafunktionale Stadtquartiere. All das steigert nicht nur die Umweltbilanz – es stärkt auch die Attraktivität Pforzheims als Wohn-, Studien- und Wirtschaftsstandort.
Von der Vision zur Realität: Urbanes Zukunftsdenken für Pforzheim
Eine zukunftsgerichtete Klimapolitik ist kein Verzichtsprogramm, sondern ein Innovationsmotor. Wer heute in Nachhaltigkeit investiert, sichert morgen Lebensqualität, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit. Deshalb braucht es jetzt eine gemeinsame Kraftanstrengung – von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Pforzheim kann hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Als Hochschulstandort mit technologischem und gestalterischem Know-how verfügen wir über das intellektuelle Kapital, um eine klimaneutrale Stadtentwicklung nicht nur zu planen, sondern auch umzusetzen. Bertha Benz ist einst von hier aus aufgebrochen, um Mobilitätsgeschichte zu schreiben – vielleicht ist es wieder an der Zeit, Geschichte zu schreiben.
Fazit: Klimapolitik ist Stadtpolitik – Jetzt gemeinsam handeln
Wenn wir wollen, dass Pforzheim auch 2050 noch ein lebenswerter Ort ist – für alle Generationen –, dann müssen wir heute die Weichen stellen. Nicht durch Lippenbekenntnisse, sondern durch konsequentes, wissenschaftlich gestütztes Handeln. Nachhaltige Klimapolitik beginnt im Lokalen – und sie beginnt jetzt.
Ein grünes Manifest für die Stadt – Fassadenbegrünung als städtebauliches Statement – so ähnlich hätte das Galeria-Gebäude ein städtebauliches Highlight werden können, stattdessen haben wir jetzt ein weiteren Billigladen im Herzen unserer Stadt ! Wirklich schade ! Aber ....
Es ist noch nicht zu spät ! Es gibt noch eine kleine Chance dies zu erreichen:
Das hätten wir haben können: Mitten in der Pforzheimer Innenstadt, umgeben von einer Architektur der Nachkriegsmoderne, eröffnet sich die Vision eines lebendigen, atmenden Stadtraumes: Das ehemalige Galeria-Gebäude wird zu einem grünen Leuchtturm transformiert – nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit, sondern auch als emotionales und ästhetisches Highlight im urbanen Gefüge. Wo einst Aluminium, Beton und Leerstand dominierten, rankt sich nun eine facettenreiche Pflanzenhaut über die Fassade – ein lebendiges Kunstwerk, das Natur und Stadt in ein neues Gleichgewicht bringt.
Schon 2012 zeigte eine bahnbrechende Simulationsstudie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), dass gezielt eingesetzte Fassadenbegrünungen das Stadtklima um bis zu 30 Prozent verbessern können – eine Zahl, die aufhorchen lässt. Dabei geht es nicht nur um messbare Größen wie Feinstaubbindung, Verdunstungskühlung oder Sauerstoffproduktion. Vielmehr berichten Anwohnerinnen und Passanten immer wieder von einer spürbaren, fast magischen Verbesserung der Lebensqualität: Die Luft riecht frischer, das Mikroklima fühlt sich sanfter an, und die Atmosphäre gleicht jener eines lebendigen Stadtgartens.
Auch international setzen Metropolen längst auf diese grüne Architektur der Zukunft. In Paris, Avignon oder Madrid hat der Botaniker und Gartenkünstler Patrick Blanc mit seinen ikonischen vertikalen Gärten – wahre Urwaldfassaden – einen neuen Maßstab geschaffen. Er zeigt: Pflanzen sind nicht nur ökologisch nützlich, sie sind poetisch. Und wenn ein Gebäude wie das Galeria in Pforzheim ein solches Kleid aus Flora trägt, verwandelt sich ein Symbol des Wandels in einen Impulsgeber für die gesamte Stadtentwicklung.
Wissenschaftliche Testreihen, etwa an der Beuth Hochschule Berlin unter Leitung des Phytotechnologen Karl-Heinz Strauch, belegen eindrucksvoll: Die Auswahl der Pflanzenarten – ihre Blattmasse, ihre Transpirationsfähigkeit, ihre Robustheit – beeinflusst maßgeblich die lokale Kühlleistung und Sauerstoffproduktion. Acht Kilometer dichter, vertikal wachsender Begrünung entfalten so viel ökologische Wirkung wie 80 ausgewachsene Laubbäume. Ein solcher Wert ist nicht nur ein Zeichen ökologischer Effizienz, sondern Ausdruck eines städtebaulichen Paradigmenwechsels: Beton bekommt Patina – grüne Patina.
Ein begrüntes Galeria-Gebäude hätte nicht nur stadtklimatisch gewirkt, sondern auch emotional den richtigen Impuls gegeben. Es hätte unserer Innenstadt Identität und Weitblick verliehen – als Ort des Wandels, der Zuversicht und der Schönheit. Es wäre ein Symbol gewesen: für Natur in der Stadt, für Mut zur Vision, für Liebe zum Detail.
Diese Chance wurde vorerst vertan.
Doch sie bleibt auch ein Weckruf. Noch ist es nicht zu spät, die Stadt neu zu denken – nicht nur funktional, sondern lebendig. Für uns, für kommende Generationen, für eine Stadt, die atmet. Als Oberbürgermeister werde ich diese Transformation hin zu einer zukunftsfähigen und lebenswerten Stadt vorantreiben – What ever it takes !