Gründungsoffensive für Hochschulabsolvent:innen in Pforzheim Akademisches Innovationspotenzial aktivieren – Zukunft lokal verankern

Pforzheim verfügt mit seiner international renommierten Hochschule sowie weiteren exzellenten Ausbildungseinrichtungen über ein signifikantes akademisches und praxisorientiertes Innovationspotenzial. Jährlich verlassen mehrere Hundert qualifizierte Absolvent:innen die Hochschule in den drei Fakultäten – Gestaltung, Technik sowie Wirtschaft und Recht – mit zukunftsrelevanten Qualifikationen. Dennoch verbleibt ein großer Teil dieses kreativen und technologischen Humankapitals nicht in der Stadt – nicht aufgrund mangelnder Kompetenzen, sondern infolge struktureller Defizite in den Bereichen Gründungsunterstützung, Forschungsinfrastruktur und Standortattraktivität.
Diese Abwanderung qualifizierter Nachwuchskräfte manifestiert ein ernstzunehmendes standortpolitisches Risiko. Eine strategisch fundierte, strukturpolitisch verankerte Gründungsoffensive ist daher unabdingbar, um die akademisch generierten Innovationspotenziale langfristig vor Ort zu binden, unternehmerische Wertschöpfung zu stimulieren und Pforzheim als leistungsfähigen Technologie- und Kreativstandort neu zu verorten.
Zielsetzung
Aufbau eines resilienten, standortbezogenen Innovationsökosystems durch die systematische Integration akademischer Ausbildung, forschungsorientierter Infrastruktur, unternehmerischer Förderung und strategischer Innovationspolitik.
Ziel ist die nachhaltige Bindung akademischer Talente an den urbanen Raum Pforzheim.
Kerninstrumente der Gründungsoffensive
1. Gewerbesteuerliche Entlastung für Hochschulgründungen im Rahmen der Perspektive „Pforzheim 250“
Absolvent:innen der Hochschule Pforzheim, die innerhalb von zwölf Monaten nach ihrem Abschluss ein Unternehmen im Stadtgebiet gründen, erhalten für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren einen rückvergüteten Zuschuss auf gezahlte Gewerbesteuer. Diese Förderung erfolgt auf Grundlage der De-minimis-Verordnung der EU und ist Teil der perspektivischen Hebesatzstrategie „Pforzheim 250“. Ziel ist es, initiale Markteintrittsbarrieren zu reduzieren, rechtliche Angreifbarkeit zu vermeiden und gleichzeitig die Standortattraktivität für akademische Gründer:innen substanziell zu erhöhen.
2. Arbeitsplatzinduzierte Steueranreize im Rahmen der Hebesatzsenkung
Im Zuge der perspektivischen und schrittweisen Reduktion des Hebesatzes auf 250% werden Unternehmen mit Sitz in Pforzheim zusätzlich durch ein dynamisches Punktesystem incentiviert: Für jede neu geschaffene, qualifizierte Arbeitsstelle kann ein Bonus in Form eines anteiligen Gewerbesteuerzuschusses gewährt werden. Diese Entlastung erfolgt haushaltsneutral und wird durch wachstumsbedingte Mehreinnahmen aus Neuansiedelungen kompensiert.
3. Branchenspezifische Innovationsförderung in strategischen Clustern
Zukunftsorientierte Gründungsvorhaben in priorisierten Technologiefeldern erhalten zielgerichtete Zuschüsse, priorisierten Zugang zu städtischen Innovationsarealen, Mentoringprogramme sowie strukturiertes Standortmarketing. Förderfähig sind insbesondere Gründungen in folgenden Sektoren:
 - Accessoire-, Produkt- und Transportation-Design
 - Mode, Schmuck, Visuelle Kommunikation, Creative Technologies
 - Angewandte Informatik, Mathematik, Elektrotechnik/Informationstechnik
 - Künstliche Intelligenz, Technische Informatik, Biomechanik
 - Mechatronik, Medizintechnik, Maschinenbau
 - Wirtschaftswissenschaften und angewandtes Recht
Strategische Perspektive
Die Innovationsfähigkeit urbaner Räume bemisst sich zunehmend an ihrer Fähigkeit, akademische Gründungspotenziale zu mobilisieren und interdisziplinäre Transferstrukturen zu etablieren. Pforzheim hat die Chance, sich im Rahmen der Perspektive „Pforzheim 250“ als intermediärer Gründungs- und Innovationsstandort zwischen Karlsruhe und Stuttgart zu etablieren.
Der Blick auf empirisch validierte Clusterentwicklungen zeigt: Die gezielte räumliche Verdichtung komplementärer Akteure steigert nicht nur den Innovationsoutput, sondern auch die Beschäftigungsdynamik. Start-ups innerhalb solcher Cluster beschäftigen nach fünf Jahren im Schnitt mehr als doppelt so viele Mitarbeitende wie vergleichbare Gründungen außerhalb vernetzter Strukturen.
Pforzheim als Wissens- und Transferhub im Südwesten
Die geostrategische Lage zwischen dem Karlsruher Innovationsraum (KIT) im Westen und der Stuttgarter Hightech-Metropole im Osten prädestiniert Pforzheim zur Ausbildung eines eigenständigen, profilierten Gründungsclusters mit Fokus auf angewandte Kreativwirtschaft, technische Disziplinen und marktorientierte Forschung.
Handlungsagenda
 - Programmausbau an der Hochschule Pforzheim: Einrichtung neuer Studiengänge in zukunftsweisenden Bereichen wie Robotik, Wirtschaftspsychologie, Data Science, New Mobility, angewandte Kreativwirtschaft.
 - Innovationsräume schaffen: Aufbau flexibler Forschungs- und Entwicklungsinfrastrukturen – inklusive digitaler Werkstätten, Prototyping- Zentren, kollaborativer Coworking-Flächen und transdisziplinärer Labs.
 - Städtisch gefördertes Gründer- und Technologiezentrum: Aufbau eines zentralen Gründerhubs zur Vernetzung akademischer Start-ups mit Clusterstrukturen, internationalen Partnern und Kapitalgebern.
 - Innovationsfinanzierung sichern: Entwicklung kommunaler Beteiligungsfonds, Stiftungsfinanzierung, PPP-Modelle, Zugang zu Venture Capital, strategische Investorenberatung und branchenspezifisches Matching.

Perspektive „Pforzheim 250“ – Der Weg ist das Ziel!

Pforzheim steht an einem wirtschaftspolitischen Wendepunkt. Die Kombination aus hoher akademischer Kompetenz, geostrategischer Lage und strukturellem Wandel verlangt nach einer kohärenten Antwort auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die perspektivische Absenkung des Gewerbesteuerhebesatzes auf 250% ist dabei kein fiskalischer Selbstzweck, sondern Ausdruck einer visionären Standortstrategie: Sie schafft die Grundlage für ein urbanes Innovationsklima, das Gründungen nicht hemmt, sondern ermöglicht – das nicht Kapitalflucht provoziert, sondern Talente bindet.
In einem Zeitraum von fünf bis sechs Jahren wird die Reform schrittweise umgesetzt. Sie wird begleitet von rechtssicheren Anreizmodellen für Hochschulabsolvent:innen, wachstumsorientierten Entlastungsmechanismen für Unternehmen und gezielter Förderung strategischer Schlüsselbranchen. Die Stadt verzahnt damit wirtschaftliche Zukunftssicherung, steuerpolitische Vernunft und akademische Innovationskraft zu einem neuen, integrationsfähigen Entwicklungsnarrativ.
„Pforzheim 250“ steht somit für mehr als nur eine Zahl: Es ist die programmatische Verankerung eines Aufbruchs – einer Stadt, die nicht länger wartet, sondern handelt. Die nicht weiter abgehängt wird, sondern sich selbst neu erfindet.
Pforzheim gestaltet den Übergang in die Zukunft. Jetzt.