Liebe Pforzheimerinnen und Pforzheimer,
es ist mir eine große Ehre, heute hier zu stehen – mitten unter Ihnen – und mich, um das Amt des Oberbürgermeisters unserer Goldstadt zu bewerben.
Ich weiß: Mein Akzent verrät, dass ich nicht hier geboren bin. Aber ich verspreche Ihnen – alles andere ist in bester Ordnung.
Als ich vor 28 Jahren nach Pforzheim kam, war ich ein 16-jähriger Junge – neugierig, ehrgeizig und voller Hoffnung. Ich kam mit leeren Händen, aber mit einem klaren Ziel: etwas eigenes aufzubauen, die Chancen zu nutzen die mir Pforzheim bot. Ich machte meinen Abschluss, absolvierte eine Ausbildung, studierte – ein ganz normaler Weg. Und doch: Heute leite ich ein Unternehmen mit fast 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Was mich antreibt? Ich bin ein Schaffer. Ich packe an – und ich warte nicht, bis andere etwas tun – sondern ich tue es selbst. Herausforderungen schrecken mich nicht ab – sie inspirieren mich.
Mein Prinzip dabei ist recht einfach: Die Lage analysieren. Die Dinge nach Prioritäten ordnen. Dann klar, konsequent und nachhaltig gestalten.
Gerade in einer Zeit, in der das Vertrauen in politische Prozesse zu bröckeln droht, muss Politik wieder das sein, was sie ursprünglich war: ein Dienst am Menschen. Kein taktieren hinter verschlossenen Türen. Keine Schönfärberei. Keine leere Versprechen, die in der Realität keinen Bestand haben. Politik muss den Mut haben, die Wahrheit auszusprechen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, was es bedeutet, nicht gehört zu werden. Als Mensch mit Migrationshintergrund habe ich diese Erfahrung am eigenen Leib gemacht – am Anfang meines Weges, in Deutschland und hier in Pforzheim. Es war mein Mut, meine Hartnäckigkeit und mein unerschütterlicher Wille, der mir half, Hindernisse zu überwinden und meinen Platz in unserer Gesellschaft zu finden.
Doch mit der Zeit habe ich diese Kraft nicht mehr nur für mich selbst eingesetzt. Ich habe sie weitergegeben – an Menschen, die ebenfalls gegen Unsichtbarkeit und Ungleichheit kämpfen. Besonders jene mit ausländischer Lebensgeschichte, die auch heute noch, allein wegen ihrer Herkunft, vor verschlossenen Türen stehen, auf Vorurteile treffen, an sprachlichen Hürden scheitern – oder gar nicht mehr den Mut aufbringen, ihre Stimme zu erheben.
In meiner langjährigen Arbeit mit Menschen aus dem sozial benachteiligten Umfeld unserer Stadt habe ich erlebt, wie tief die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit oftmals ist – für jene, die unsere Sprache nicht sprechen, unsere Schrift nicht lesen können, die sich mit Behörden schwertun oder schon resigniert haben.
Pforzheim ist heute die Stadt mit dem zweithöchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund in ganz Deutschland. Ebenso haben 78 Prozent aller jungen Menschen unter 18 Jahren Migrationshintergrund – hier in Pforzheim. Das ist kein abstrakter Fakt – das ist unsere Realität. Und wir stehen vor einer Entscheidung: Wollen wir diese Realität ignorieren und uns weiter spalten lassen – oder erkennen wir endlich, was in ihr steckt?
Ich glaube von ganzem Herzen: Diese unsere Stadt, trägt in ihrer Vielfalt den Keim einer großartigen Zukunft. Wirtschaftlich, kulturell und menschlich. Doch nur wenn wir das Trennende überwinden und das Gemeinsame betonen – den anderen nicht als Fremden, sondern als Mitbürger wahrnehmen – nur dann wird aus Vielfalt eine Stärke, die uns alle trägt.
Aber dafür braucht es Klarheit. Es braucht Führung. Und es braucht den festen Willen, niemanden zurückzulassen – und zugleich niemanden zu überfordern. Wir müssen eine Stadtgemeinschaft schaffen, in der sich niemand abgehängt fühlt – und niemand überrannt.
Im Bereich Migration und Integration wurde in der Vergangenheit viel zu viel vertagt und viel zu wenig gestaltet. Man hat Probleme aus Bequemlichkeit vor sich hergeschoben. Doch Probleme, die man nicht anpackt, verschwinden nicht – sie wachsen. Deshalb sage ich mit aller Deutlichkeit: Spätestens jetzt ist die Zeit, Brücken zu bauen. Brücken zwischen den alteingesessenen Pforzheimerinnen und Pforzheimern – und jenen, die neu oder schon länger hier leben, sich aber dennoch fremd fühlen.
Als Oberbürgermeister werde ich genau diesen Spagat angehen. Ich werde zuhören. Vermitteln. Den unbeugsamen Mut haben, gemeinsame Wege zu suchen und zu gehen. Ich bringe viel technisches Verständnis mit, unternehmerisches Denken – aber vor allem – eine felsenfeste Haltung und eine tiefe innere Überzeugung: dass Politik nur dann funktioniert, gerecht und wirksam ist, wenn sie ausnahmslos alle Menschen in unserer Stadt mitnimmt. Mit Fairness. Mit Offenheit. Und mit einem klaren Kompass der Menschlichkeit.
Als jemand, der den Dialog sucht, der Kompromisse ermöglicht, ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen – bin ich bereit, mich jederzeit zurückzunehmen – wenn es der Sache dient, wenn es Pforzheim dient. Es geht hier nicht um mich und auch nicht um Eitelkeit. Es geht um unsere Goldstadt – es geht darum, dass wir gemeinsam vorankommen.
Ich bewerbe mich gerade auch deshalb, weil ich das große Potenzial dieser tollen Stadt sehe – und seit Jahren beobachte, wie viele Möglichkeiten ungenutzt bleiben, wie großartige Chancen einfach vertan werden.
Man nennt mich in der Presse spöttisch einen "Dauerkandidaten". Dabei bin ich einfach nur ein politisch denkender Mensch, dem das Schicksal dieser Stadt, das Schicksal der Menschen hier nicht egal ist. Ich werde von meiner eigenen Partei, der FDP, gemieden, weil ich nicht einfach alles abnicke, was man mir vorkaut. So ist es halt – und es berührt mich nicht. Ich stehe hier, weil ich Verantwortung übernehmen werde. Nicht für ein bloßes Amt – sondern für unsere Zukunft – für die Zukunft von Pforzheim – für die Zukunft unsere Kinder!
Die letzten Monaten habe ich sehr viel nachgedacht, analysiert, priorisiert – Vorschläge und Visionen erarbeitet, die natürlich auch umsetzbar und finanzierbar sind – aber vor allem – die sehr wirkungsvoll sind. Meine Ideen, Konzepte und Visionen sind ab heute auf meiner Website öffentlich einsehbar unter www.walter-pforzheim.de.
Und ja – ich spreche Dinge immer offen an. Weil ich überzeugt bin: Ehrlichkeit ist keine Schwäche, sondern die Grundlage einer erfolgreichen Führung!
Deshalb sage ich hier ganz klar: Ich halte es für absolut inakzeptabel, wenn in Wahlwerbung mit einer Landesgartenschau geworben wird, die frühestens 2038 stattfinden kann, weil alle Termine bereits bis 2036 hierfür vergeben sind.
Werter Herr Boch, Sie erwecken damit bei den Wählerinnen und Wählern den Eindruck, als stünde unserer Stadt schon bald ein bedeutendes Ereignis, wie eine Landesgartenschau bevor. Dabei wissen sie doch ganz genau, dass selbst bei einem Zuschlag, würde ein solches Event, weit über das Jahr 2033 hinaus erst stattfinden können – also weit jenseits Ihrer möglichen nächsten Amtszeit!
Das ist leider nicht nur irreführend – es untergräbt vielmehr auch das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in eine ehrliche, verlässliche Politik.
Ich halte es – persönlich – für unseriös, Hoffnungen zu wecken, die man selbst nicht mehr einlösen kann. Politik lebt von Glaubwürdigkeit – nicht von wohlklingenden Versprechungen.
So - Liebe Pforzheimerinnen und Pforzheimer,
wenn Sie nicht einfach nur verwaltet werden wollen – sondern, ein Interesse an einem echten Neuanfang haben und Mut für was Neues – dann gehen Sie bitte wählen. Beteiligen Sie sich aktiv an unserer Demokratie. Wenn Sie an Pforzheim – an unsere Goldstadt glauben, so wie ich das tue – dann bedanke ich mich für Ihr Vertrauen und Ihre Stimme. Denn der beste Weg immer der ist, den man gemeinsam geht!
Vielen Dank.