OB-Kandidat Dimitrij Walter seit zwei Jahren im „Wahlkampfmodus“
Sie wollen mit mir ausgehen?“ Die Stimme am anderen Ende des Telefons klingt amüsiert. „Wann haben Sie Feierabend?“ Das Scherzen ist dem parteilosen OB-Kandidaten Dimitrij Walter auch in der stressigsten Phase des Wahlkampfs nicht vergangen. Überhaupt wirkt er unangestrengt gelassen bei diesem Treffen – weit vor Feierabend – in der „Panorama Bar“. Während draußen der Regen auf den Leopoldplatz klatscht, sitzt Walter als einziger Gast in dem Lokal und sinniert über seinem Milchkaffee. Obwohl er eigentlich lieber Cappuccino trinkt. Einfach mal was Neues wagen – gilt bei dem 34-Jährigen wohl nicht nur für Heißgetränke.
Seit zwei Jahren plane er, Pforzheims Oberbürgermeister zu werden. Seither habe er sein gesamtes Leben umgestellt, neu ausgerichtet. „Ich habe kein Privatleben mehr“, sagt er. Von der Mutter seiner vierjährigen Tochter lebt Walter getrennt, kein Sport mehr, nur noch im Einsatz für den großen Traum. Ob beim Einkaufen, beim Ausgehen oder einfach so auf der Straße – „ich spreche die Leute an. Überall.“ Er sei „wahlkampfgetrieben“, sagt Walter – stets den Blick auf das um Aufmerksamkeit brummende Handy. „Aber ich nehme das nicht wie Arbeit. Ich genieße es. Wenn ich mich nicht anstrenge, brauche ich mich auch nicht zu entspannen“ – Wahlkampf als stete Kraftquelle, die keines Ausgleichs bedarf. Vor allem dann, wenn er das Gefühl vermittle, etwas bewegen zu können.
Das Wie-ein-Star-Gefühl
Dabei gebe es vor allem in jüngster Zeit durchaus Stress-Potenzial – obwohl die Firma, in der Walter als Elektrotechniker arbeitet, ihm einen vierwöchigen Urlaub gewährt hat. Walters Wahlkampfteam ist klein: „Ich und zwei Freunde.“ Weitere etwa 30 Unterstützer helfen, wenn sie eben können. Zu lokaler Prominenz habe er es trotzdem geschafft: „Letztens war ich auf dem Frühlingsfest – die haben mich da wirklich erkannt“, auf der Barparade baten ihn Studierende um ein gemeinsames Foto – „Ich habe mich schon wie ein Star gefühlt“, sagt Walter, und klingt dabei selbst ein bisschen erstaunt. „Eine Person, der man zuhört“ – auch seitens der Stadtverwaltung. Unterstützung komme für ihn auch von unerwarteter Seite, sagt der 34-Jährige: „Die hiesigen Deutschen unterstützen mich mehr als die Menschen mit russischem Migrationshintergrund.“
Ob sich sein Bemühen auszahlen wird? Walter kann es nicht einschätzen. „Ich weiß selbst nicht, wie das endet. Wenn nicht, lebe ich ganz normal weiter. Ich hoffe nur, wir sind danach alle noch Freunde“, sagt er über seine drei Kontrahenten, für jeden von ihnen hat er Worte der Anerkennung, aber auch der Kritik parat. Gewinnen oder nicht – unterm Strich zähle für ihn vor allem eines: Menschen dazu zu bringen, sich für Politik zu interessieren – „auch Leute mit Migrationshintergrund“.
Die Tasse ist leer, und der Nebentisch hat sich gefüllt. Drei von Walters Unterstützern sitzen dort, um mit ihm die Infoveranstaltung vorzubereiten, die dort im Anschluss stattfinden soll. Wie viele Menschen wohl kommen werden? „Keine Ahnung“, sagt der OB-Kandidat. „Ab und zu kommt keiner, ab und zu 20 Leute.“ Vielleicht ist ja an diesem Abend die eine dabei, auf die es ankommt. „Es wird nämlich gerade eine First Lady für Pforzheim gesucht“, verrät er schmunzelnd. „Ich trinke nicht, ich rauche nicht, ich spiele nicht“, wirbt Walter für sich – wenn er schon die Plattform hat. Denn: „Man muss aus allem einen Nutzen ziehen.“ Verabredungen – nach Feierabend – dann aber erst nach dem 7. Mai. „Bis dahin kann man sowieso alles vergessen.“